Ich habe mir eine Menge Gedanken gemacht. Ich glaube ich habe etwas begriffen. Über mich, über das “Fansein”, über DSDS usw.
Den Weg über DSDS zu wählen birgt offenbar mehr kleine Stolpersteinchen, als man vorher auch nur im Ansatz überblicken kann. Und anscheinend fallen die meisten davon einem erst auf, wenn man schon über sie gestolpert ist. Wenn einem dann noch früh genug auffällt: “Hoppala, schon wieder so ein Stein.” dann kann man sich sicher noch das ein oder andere mal fangen. Aber der Weg ist definitiv steiniger als er aussieht. Und zwar nicht nur für den Künstler, sondern auch für den Fan desjenigen. Hier war mal wieder so ein Stein. Und viele sind mit voller Wucht dagegen gerannt. Das hat auch ein bisschen weh getan. Dieser Stein sah so aus: DSDS suggeriert einem, dass man den Menschen, den man da singen hört, kennt. Sie zeigen einem private Dinge aus dem Leben. Bei Fady war das besonders intensiv, da man uns an einem für ihn wohl unvergesslichen Augenblick hat teilhaben lassen, als er seine Eltern wieder getroffen hat. Man kam sich ihm nah vor. Man dachte irgendwie, ihn zu kennen. Und während man sich gefühlsmäßig so sehr in die Sache hineinziehen hat lassen - obwohl man es echt hätte besser wissen müssen - haben wir allzu leicht übersehen, dass das eine Show ist. Sicher war da ganz viel echter Fady drin , aber es ist definitiv auch so, dass RTL uns da ganz geschickt ein Bild vor unseren Augen aufgebaut hat. Dadurch, dass Fady immer gerne so einen engen Kontakt zu seinen Fans gepflegt hat, ist ein Teil dieses Bildes so geblieben. Ein Teil hat sich wohl auch verändert, aber nie sehr extrem, sondern nur in kleinen Nuancen. Also hatten wir unser Bild, und unser Bild war ein schönes. Und am Montag ist es dann passiert. Mit einem Schlag war durch den Chat unser Bild zerstört. Einige wollten ja gar nicht glauben, dass das Fady sein kann. Aber er war es und damit mussten wir jetzt im Laufe der letzten Woche lernen, zurechtzukommen.
Jetzt war das für mich so, dass ich gesehen habe, dass Fady auch ein Mensch mit Fehlern ist. Hätte ich auch vorher wissen können. Jeder Mensch hat Fehler. Aber in dem Glauben, dass ich nur sehe, wenn andere rosa Brillen tragen, hab ich nicht mehr gemerkt, dass auch ich eine trug. Sie war wohl nicht so extrem eingefärbt und deshalb ist mir das wohl entgangen. Aber ich hatte sie auf der Nase. Jetzt hab ich sie abgesetzt. Erst sah die Welt dann weniger schön aus, aber ich gewöhne mich daran. Und für mich habe ich jetzt in dieser realen Sicht auf die Welt etwas entdeckt. Eigentlich ist das Wichtige nur, dass ich mich immer noch in Fadys Stimme verlieren kann. Sie ist immer noch die gleiche. Das sollte es sein, was von Bedeutung ist.
Aber nichts desto trotz richte ich jetzt meine Worte an dich, lieber Fady. Keine Ahnung, ob du das je lesen wirst, aber ich will das in diesem Zusammehang nicht ungesagt lassen:
Lieber Fady!
Ich kann durchaus verstehen, dass dir auch mal der Kragen platzt. Aber da ich einige der Leute, denen du gesagt hast, dass du sie nicht mehr unter deinen Fans haben willst, persönlich kenne, muss das jetzt noch raus. Ich kenne nicht alle, aber bei denen, von denen ich das weiß, bin ich mir absolut sicher, dass sie wirklich deine Fans sind. Sie mögen dich. Vielleicht verstehst du die Art und Weise, wie sie das ausdrücken nicht. Aber das ändert nichts an der Tatsache. Es wäre wirklich schön, wenn du uns einen kleinen Wink geben könntest, dass du uns noch immer alle magst - so wie du das damals in Frankfurt getan hast. Das hat damals echt gut getan. Wir würden uns da alle nicht so reinhängen, wenn uns das nicht auch mal wichtig wäre. Und auch wenn ich dich für mich jetzt davon befreit habe, der Mensch sein zu müssen, den ich in dir sehe, so möchte ich dich doch immer noch gerne als Mensch mögen und in einem freieren Rahmen irgendwie einordnen können. Es wäre einfach toll, wenn du uns mal nur ganz kurz - ein Satz würde ja allen reichen - unsere geschundenen Seelen streicheln könntest. Das soll keine Forderung sein. Es ist nur ein Wunsch!
Inzwischen freue ich mich wieder auf das Konzert im April in Frankfurt. Und ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich währenddessen mal kurz ganz überrascht auf meinem rosa Wölkchen wiederfinden könnte. Aber ich werde diesmal ganz sicher nicht die Strickleiter vergessen, um wieder herunterklettern zu können. Denn inzwischen bin ich wirklich gerne auf dem Boden der Tatsachen.